Regie: Matthias Kaschig
Bühne: Jürgen Höth
Kostüm: Stefanie Klie
Musik: Tobias Vethake
Dramaturgie: Claudia Lowin
Orgon Thomas Wolff, Elmire Carmen Priego, Damis Nils Zapfe, Marianne Claudia Mau, Valère Jan Andreesen, Cléante Stefan Imholz, Tartuffe Alexander Swoboda, Dorine Nicole Paul, Loyal Helmut Westhauser
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Das Bielefelder Theater gibt Molières "Tartuffe" und überzeugt durch Charme, Leichtigkeit und Witz. Selten werden wir unterhaltsamer daran erinnert, welch gefährliche Heuchler uns ans Leben wollen. (...) So spielt Matthias Kaschig in seiner ersten Regiearbeit am Bielefelder Theater den Stoff geschickt ins allgemein Menschliche hinüber, das zu allen Zeiten eigene Varietäten von sträflicher Treuherzigkeit und findigem Heuchlertum erfindet. Zeitkolorit malt er dezent in Andeutungen der Schuftereien in den Banken, die – zu unserem naiven Entsetzen – gerade skandalös und krisenwirksam aufgeflogen sind. Verlass ist aufs Bielefelder Schauspielensemble, das mit Bravour immer wieder die Balance zwischen drastischer Typik, Situationskomik und fein gearbeiteter Charakterzeichnung findet. Swobodas Tartuffe orchestriert die Charakterstatur der Kanaille, seine abgrundtiefe Perfidie beweist er weniger durch langfristige Strategie, sondern durch untrüglichen Instinkt, die Gelegenheit zu seinem bösen Vorteil zu erkennen – und schamlos zu nutzen. Molière lässt – eine Reverenz an Ludwig XIV. – den König alles zum Guten richten. Kaschig setzt einen obendrauf. Die Familie, durch die überstandene Not wieder innig vereint und einverständig, steckt den Übeltäter kurzerhand in den flammenspeienden Ofen. Ein herzwärmend märchenhafter Schluss. Großer Beifall des Premierenpublikums.
Manfred Strecke, Neue Westfälische
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Doch die Inszenierung von Matthias Kaschig zeigt, dasss das Stück – in Zeiten der finanzkrise – nicht an Aktualität verloren hat. (...) Auch die Kostüme, sind zumeist dem Heute entliehen wie die Sprache, die zwar in Versen, aber unverstaubt und schwungvoll daherkommt. Ausnahmslos gut: die Leistung des neunköpfigen Ensembles. Allen voran in der titelrolle Alexander Swoboda (...) in nichts nach steht Ihm Thomas Wolff als Orgon. Das Ergebins des 90 minütigen Spiels: ein kurzweiliges, durchweg amüsantes Theatervergnügen.
Sven Behle, Die Glocke